friss dich fit

Haarpflege

Die Pflege des Haares soll sich auf möglichst einfache Maßregeln beschränken, denn man weiß sehr wenig darüber, was den Haaren heilsam oder schädlich ist. Jedenfalls darf man die Haare nicht misshandeln durch festes Binden, Flechten, Brennen, Färben und dergleichen Reinlichkeit des Haares und des Haarbodens wird am besten durch Kamm und mäßig harte Haarbürsten erreicht, auch kann man ohne Nachteil das Haar mit Wasser und Seife oder sehr stark verdünntem Seifenspiritus waschen; nur muss man nach dem Waschen mit viel reinem Wasser gründlich spülen, für schnelles Trocknen sorgen und, falls das Haar nicht von Natur hinreichend fettig ist, durch Einölen nachhelfen. Das Brennen der Haare sollte man nicht oft vornehmen, nur auf die Enden beschränken und die Eisen nicht zu heiß machen (sie dürfen weißes Papier nicht gelb färben). Über den Einfluss des Schneidens der Haare auf ihr Leben sind die Ansichten geteilt. Auch weiß man wenig über den Einfluss der Kopfbedeckungen; sie schützen das Haar vor Verunreinigung und verhindern in hoher Temperatur übermäßigen Wasserverlust; zu warme Kopfbedeckungen (Pelzmützen oder gar wasserdichte Mützen) sind verwerflich, weil sie die Ausdünstung der Kopfhaut unterdrücken; andererseits sind Kopfbedeckungen notwendig, wenn man den Sonnenstrahlen ausgesetzt ist.

Zum Färben der Haare sind bleihaltige Mittel durchaus verwerflich. Auch das mehrfach empfohlene Paraphenylendiamin ist giftig. Unschädlich ist die Anwendung von frisch gepresstem Walnussschalensaft und von Pyrogallussäure; Höllensteinlösung darf nur vorsichtig, jedenfalls nicht zu konzentriert angewendet werden. Vorteilhaft löst man 10 Teile Pyrogallussäure in 500 Teilen rektifiziertem Holzessig und 500 Teilen Alkohol, andererseits 30 Teile Höllenstein in 900 Teilen Wasser und so viel Ammoniakflüssigkeit, bis sich der anfänglich entstandene Niederschlag wieder gelöst hat (Krinochrom). Nach dem Entfetten des Haares trägt man die erste Lösung mit einem Schwamm, dann die zweite mit einer Bürste auf, wäscht darauf mit Wasser, dann mit einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron und spült schließlich wieder mit Wasser. Das Mittel färbt dunkel schwarzbraun und gibt mit verdünnterer Höllensteinlösung hellere Töne. Zum Blondfärben dunklerer Haare wird eine schwache Lösung von Wasserstoffsuperoxyd (Golden hair wash, Eau de Jouvence) benutzt.

Enthaarungsmittel (depilatoria) wurden schon im Altertum angewendet. Bei Griechen und Römern war es, wie noch jetzt bei allen orientalischen Völkern, Sitte, dass die Frauen die Haare ihres Körpers künstlich entfernten. Dies bezeugen die Statuen des Altertums, und in der Kunst hat sich bis in die Gegenwart die Darstellung des weiblichen Körpers ohne Haare erhalten. Von Enthaarungsmitteln ist am bekanntesten das Rusma, das aus Ätzkalk und Auripigment (Schwefelarsenik) besteht. Ebenso wirksam, aber ungefährlich ist frisch bereitetes Calciumsulfhydrat, das messerrückendick auf die zu enthaarende Stelle aufgetragen und nach einigen Minuten abgewaschen wird. Es entfernt aber nicht die Haarwurzeln, und die Haare wachsen daher wieder nach. Ziemlich vollständig werden die Haarwurzeln durch das Psilothron entfernt, eine Harzmischung, die mit dem Haar fest verklebt und beim Abnehmen die Wurzeln auszieht. Unna empfiehlt Harzstifte (aus Kolophonium mit 10 Prozent gelbem Wachs). Sie werden wie eine Stange Siegellack in der Flamme schnell erwärmt (auf 61°) und im Augenblick des Schmelzens sanft auf die Haut gesetzt. Zieht man sie dann mit einem Ruck in der Haarrichtung ab, so werden sämtliche Haarwurzeln herausgezogen. Das sicherste und bei sachverständiger Ausführung nicht sehr schmerzhafte Verfahren ist die Elektrolyse. Mittels sehr feiner, biegsamer Stahlnadel wird mit oder ohne vorheriges Ausziehen des Haares der Haarbalg angestochen, dann die galvanische Kette geschlossen, während die andere (Platten-) Elektrode in der Nähe aufgesetzt ist, und so die Haarwurzel ausgebrannt und damit dauernd zerstört. Über Beförderung des Haarwuchses durch Licht s. Lichttherapie. Über Krankheiten der Haare s. Haarkrankheiten.

Bibliographie

  • Clasen, Die Haut und das Haar (4. Aufl., Stuttg. 1892)
  • Clasen: Die naturgemäße Pflege und die Krankheiten des Haares (Stuttg. 1902)
  • Pfaff: Das menschliche Haar (2. Aufl., Leipz. 1869)
  • Pincus: Die Krankheiten der menschlichen Haare und die Haarpflege (2. Aufl., Berl. 1879)
  • Schultz: Haut, Haare und Nägel (4. Aufl., Leipz. 1898)

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909